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  • AutorenbildSilvia Josten

Brandgefahr bei e-Autos. Was tun wenn’s brennt?

Aktualisiert: 14. Dez. 2023


Feuerwehr löscht brennendes Auto

Sind Elektrofahrzeuge gefährlich? Bei Crashtests schneiden e-Autos meist gut ab, teilweise sogar besser als andere Fahrzeuge. Doch wie sieht es bei Bränden aus? Immerhin fließt beim Laden eines e-Autos einiges an Strom und brennende Batterien können nur schwer gelöscht werden. Die Brandgefahr von Elektrofahrzeugen ist immer wieder ein viel diskutiertes Thema. Was sind die Ursachen, brennen e-Autos häufiger und wie kann man Brände löschen? Wir gehen der Sache auf den Grund.


Brennen e-Autos häufiger?

Laut aktuellem Kenntnisstand haben Elektroautos kein höheres Brandrisiko als Verbrenner & Co. Experten sind sich einig: Grundsätzlich sind elektrifizierte Fahrzeuge nicht mehr oder weniger gefährlich als Autos mit Verbrennungsmotor. Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) bestätigt, dass es aus statistischer Sicht keine Hinweise gibt, dass Elektrofahrzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennungsmotor. Aktuelle Elektroautos und moderne Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor besitzen etwa die gleiche Brandlast, weil dort jede Menge Kunststoff verbaut ist.

In 2019 gab es deutschlandweit 27 Millionen Feuerwehreinsätze, davon waren 225.000 Brände oder Explosionen. Bei 40.000 Einsätzen waren Fahrzeuge involviert, nur bei 16.000 handelte es sich um einen Vollbrand. Prozentual beläuft sich der Anteil der elektrischen Fahrzeuge bei etwa 10 %, was der prozentualen Verteilung der zugelassenen Fahrzeuge im Straßenverkehr entspricht. Von daher ist keine größere Brandgefahr bei Elektrofahrzeugen festzustellen.

Die Sicherheitsstandards sind sehr hoch und entsprechende DIN-Normen definieren die Mindestanforderungen an Elektrofahrzeuge. Bauteile wie Stecker, Kabel, Hochvoltbatterien und Kontakte sind im e-Auto sicher isoliert und wasserdicht. Daher besteht keine Gefahr, wenn das e-Auto im Regen oder bei Gewitter geladen wird. Ladestationen und Wallboxen verfügen zudem über einen Überspannungsschutz.


Brandgefahr bei e-Autos - was sind die Ursachen?

Oft entsteht der Brand nicht in der Batterie selbst, sondern in anderen Bauteilen des Fahrzeugs, etwa der Klimaanlage oder durch einen Unfall. Tatsächlich besteht die höchste Brandgefahr bei Elektroautos mit 57 % beim Parken, bzw. Laden. Ausschlaggebend ist der Ladezustand des Akkus (SOC). Die Brandgefahr bei e-Autos steigt bei einem State of Charge von über 70 % exponentiell. (Auch interessant: Akkukapazität testen) Bei einem Temperaturanstieg von über 70 Grad Celsius erhöht sich der Druckaufbau in der Batterie. Ab ca. 150 Grad Celsius schmelzen die Trennfolien zwischen Kathoden und Anoden. Je höher die Hitze, desto größer ist die Gefahr, dass die Batterie eigenen Brennstoff freisetzt und das Feuer anfacht. Bei 600 Grad Celsius ist der Thermal Runaway (Überhitzung der Batteriezellen aufgrund einer sich selbst verstärkenden Wärmeentwicklung) auf konventionelle Weise nicht mehr zu stoppen.


Wie wird ein brennendes e-Fahrzeug gelöscht?

Es gibt mehrere Varianten einen elektrischen Fahrzeugbrand zu löschen.

Ersticken des Feuers durch Brandschutzdecken oder Löschschaum. Dies ist aber nur bedingt wirksam, da die Batterie darunter weiterbrennt.

Gel-Löschmittel oder Aerosole. Diese sind in geschlossenen Räumen allerdings wirkungsvoller. Der gewünschte Abkühlungseffekt wird oft nicht zufriedenstellend erreicht.

Sonderlöschanlagen auf CO2-Basis und Sonderausstattungen wie Löschlanzen, Löschdorne oder mit Wasser gefüllte Container. Der Transport dieser Materialien zum Brandherd ist oft kompliziert und zeitaufwendig. Die dabei entstehenden Abfälle sind als Sondermüll zu entsorgen.

Die effektivste Löschung erfolgt durch Löschmittel, die mit Encapsulator Agent versetzt wurden. Der zertifizierte Zusatz F-500 EA kapselt Brennstoffe schnell und effektiv ein und stoppt so den Thermal Runaway. Die Abkühlung tritt unmittelbar ein. Die benötigte Wassermenge kann so auf ein Zehntel reduziert werden. Das zurückbleibende Wasser ist sogar umweltfreundlich, da flourfrei und wird als nicht wassergefährdend eingestuft. (WGK 0). Der Zusatz wird bereits vielerorts eingesetzt: in der Formula E, TÜV, Hersteller wie Tesla, GM oder VW und einige Feuerwehren.


Grafik Löschmittel


Wie lässt sich ein Brand vermeiden?

Brände passieren, doch die Ursachen sind bekannt. Mit umsichtigen Verhaltensweisen lassen sich Risiken minimieren. Hier unsere Tipps zur Vermeidung von Bränden an elektrischen Fahrzeugen:

- Um möglichen Gefahren vorzubeugen, sollten e-Autos grundsätzlich nur über sichere und hochwertige Ladestationen – sogenannte Wallboxen – aufgeladen werden. Die Installation der Wallboxen erfolgt durch einen Fachbetrieb. (Auch interessant: Laden von e-Fahrzeugen)

- Sollte das Fahrzeug an der Haushaltssteckdose geladen werden, gilt es den Ladevorgang zu beaufsichtigen. Keine Verwendung zusätzlicher Verlängerungskabel.

- Berührung mit den orangenen Hochvoltkabeln vermeiden.

- Wo sich die Wärme des Ladevorgangs übermäßig staut, sollte eine ausreichende Belüftung garantiert sein.

- Ladekabel bei Nichtgebrauch sicher verstauen und Schmutzkappen zum Schutz der Ladestecker verwenden.

- Bei Ladestationen innerhalb von Gebäuden sind Pulver-Feuerlöscher Pflicht.

- Wird ein Brand am Elektrofahrzeug bemerkt, sofort die Feuerwehr unter der Notrufnummer 112 verständigen und mitteilen, dass ein elektrisches Fahrzeug brennt.

e-Bikes, e-Mopeds, e-Scooter etc. können problemlos an der Haushaltssteckdose geladen werden. Aber auch hier gilt es einige Punkte zu beachten:

- Nur Originalladegeräte verwenden, die vom Hersteller zugelassen sind.

- Akkus nicht ohne Beaufsichtigung laden (z. B. über Nacht.)

- Akkus nicht abdecken, um Wärmestaus zu vermeiden.

- Ladegeräte und Akkus nicht in der Nähe von brennbaren Materialien betreiben oder lagern.

- Fluchtwege freihalten.


Insgesamt zeigt sich eine positive Entwicklung im Umgang mit Bränden elektrischer Fahrzeuge. Nun gilt es, veraltete Verordnungen zu aktualisieren und den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. e-Mobilität ist im Alltag angekommen und muss in Maßnahmenkatalogen und Konzepten mitberücksichtigt werden. Hierzu bedarf es praktischer Erfahrung und Training aller Beteiligten. Hilfestellung leistet hier unter anderem auch der Bundesverband eMobilität (BEM).

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