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AutorenbildSilvia Josten

Wie oft muss ein e-Auto in die Werkstatt?

Aktualisiert: 20. Juni


Mechatroniker mit Laptop auf Fahrersitz eines Autos


Müssen die KFZ-Werkstätten um die Zukunft bangen, weil ihnen die Kunden ausbleiben?

e-Autos benötigen weniger Werkstattservices. Die Wartung vereinfacht sich, da es kaum Verschleißteile gibt, die regelmäßig getauscht werden müssen. So haben Elektrofahrzeuge beispielsweise keine anfälligen Komponenten wie Getriebe, keinen Keilriemen, keine Zündkerzen, keinen Zahnriemen, keinen Ölfilter, keine Auspuffanlage und keine Kupplung.

Gleichzeitig benötigen sie aber regelmäßige Software-Updates, die nicht immer ausschließlich Over-the-Air zur Verfügung gestellt werden können. e-Auto-Fahrende frequentieren gerne Hotlines und die Autos müssen optimal in die regionale Ladeinfrastruktur eingebunden werden. Damit hat der After-Sales bei e-Autos einen nicht weniger großen Einfluss auf die Markenbindung als bei einem Verbrenner. Hersteller und Werkstätten müssen sich also nicht nur auf eine neue Technik, sondern auch die veränderten Erwartungen der Nutzer einstellen.


Haben e-Autos eine schlechtere Qualität?

Die Entwicklung der Elektroautos ist im Vergleich der 100-jährigen Geschichte der Verbrennerfahrzeuge relativ jung. Da wundert es nicht, dass noch einige "Kinderkrankheiten" auszubessern sind. USCALE, ein Beratungs- und Marktforschungsunternehmen zur Elektromobilität mit Sitz in Stuttgart, hat jüngst eine umfangreiche EV After Sales Studie veröffentlicht. Befragt wurden über 2.000 BEV-Fahrende mit einer e-Auto Haltedauer über 18 Monate. Eine deutlich kleinere Vergleichsgruppe von 404 Besitzern von Verbrenner-Pkw wurde ebenfalls befragt. Dabei zeigte sich:

  • e-Autos müssen im Durchschnitt zweieinhalbmal so häufig außerplanmäßig zur Reparatur in die Werkstatt wie Verbrenner.

  • Herstellerrückrufe kommen gut dreimal häufiger vor als bei Verbrennern.


Welches e-Auto muss am häufigsten in die Werkstatt?

Außerplanmäßige Werkstattaufenthalte müssen anscheinend öfters von e-Auto-Fahrenden eingeplant werden. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Marken erheblich. Aber richtig gut sind die wenigsten Marken. Demnach sind Elektroautos von Opel, Audi und Skoda jeweils zu über 30 % von außerplanmäßigen Werkstattbesuchen betroffen, während es bei BMW nur 7 % und bei Nissan lediglich 6 % sind. Diese Marken wären demnach zuverlässiger als der Durchschnitt der Verbrenner-Modelle.



Sind e-Autos unzuverlässiger?

Jeder neunte e-Auto-Besitzer hat bereits die Dienste eines Pannendiensts in Anspruch genommen. Aber: Die Anzahl der Notrufe an den Pannendienst liegt bei e-Autos deutlich unter denen von Verbrennern. Die neueste ADAC-Pannenstatistik bestätigt das. Der ADAC kommt zu dem Ergebnis, dass junge Elektroautos sich weiterhin als weniger pannenanfällig erweisen als PKW mit Benzin- oder Dieselantrieb. Der Grund hierfür liegt daran, dass es bei einem Elektroantrieb viel weniger Teile gibt, die kaputtgehen könnten. Pannengrund Nummer eins ist der gleiche, der auch die Verbrenner lahmlegt: die Starterbatterie. Das zweithäufigste Problem ist ein defekter Reifen.


Ein etwas höherer Bedarf ist bei Tesla-Fahrenden zu verzeichnen. Letztere gelten übrigens eher als Werkstattmeider, ein Fachservice wird eher nur bei gravierenden Problemen beauftragt. Dabei machen auch bei Elektroautos regelmäßige Inspektionen Sinn, um den aktuellen Zustand des e-Autos zu überprüfen und sicherzustellen, dass alle Systeme ordnungsgemäß funktionieren.


Serviceintervalle der verschiedenen e-Auto Hersteller

Jeder Hersteller gibt Empfehlungen zu den regelmäßigen Serviceintervallen, die mit dem eigenen e-Auto durchgeführt werden sollten:

BMW i3

Service alle 2 Jahre oder nach 30.000 km, Bremsflüssigkeit und Innenraumfilter alle 60.000 km bzw. nach 2 Jahren

BYD

alle 12 Monate oder alle 20.000 km (was eher eintritt)

Cupra

Nach der Service-Intervall-Anzeige oder spätestens alle 2 Jahre

Fiat 500e

jährlich oder alle 15.000 km

Genesis

alle 2 Jahre oder nach 20.000 km (was eher eintritt)

Hyundai

30.000 Kilometer oder zwei Jahre – je nachdem, was zuerst eintritt.

KIA

alle 12 Monate oder alle 15.000 km (was eher eintritt)

Mercedes

jährlich oder alle 25.000 km

NIO

alle 3 Jahre: Bremsflüssigkeit alle 5 Jahre oder 100.000 km: Bremsbeläge, Kühlmittel alle 10 Jahr oder 200.000 km: Bremsscheiben 

Opel

Erstinspektion nach 12.500 km oder 1 Jahr, danach alle 25.000 km / 2 Jahre

Opel Rocks-e

alle 12 Monate oder alle 20.000 km (was eher eintritt)

Polestar

30.000 Kilometer oder 2 Jahre.

Porsche

30.000 Kilometer oder 2 Jahre

Renault

jährliche InspektionAustausch von Kühlmittel alle 6 Jahre, Bremsflüssigkeit alle 3 Jahre, 12-V-Batterie nach 4 Jahren

Smart

alle 12 Monate oder alle 20.000 km

Tesla

Überprüfung / Wechsel Bremsflüssigkeit, Trockenmittelbeutel alle 4 Jahre.Innenraum-Luftfilter ca. alle 2 Jahre Die Bremssättel jährlich oder alle 20.000 km reinigen und schmierenWechsel der Reifen alle 10.000 km oder bei Profiltiefen unter 1,5 mm

Volkswagen ID Modelle

Nach Service-Intervall-Anzeige spätestens nach zwei Jahren ohne Kilometer-Begrenzung, mit Wechsel von Bremsflüssigkeit und Innenraumfilter

Volvo

30.000 Kilometer oder zwei Jahre – je nachdem, was zuerst eintritt.

Die vorgeschriebenen Serviceintervalle können je nach Modell abweichen. Die Fachbetriebe verfügen diesbezüglich über weitere Informationen. Insgesamt sind die Kosten für die Wartungsarbeiten wesentlich günstiger als bei Verbrennermodellen, da viele kostenintensive Überprüfungen von anfälligen Komponenten wegfallen.

Inzwischen gibt es auch markenunabhängige Anbieter, die für alle Elektroautofahrzeuge Serviceleistungen und auch Hauptuntersuchungen anbieten, wie beispielsweise ATU*.


e-Inspektion mit ATU


Gibt es Angst vor Batterieproblemen?

Insbesondere die Fahrer von Premiummarken machen sich keinerlei Sorgen über den SoH (State of Health) ihres Akkus. Nur knapp ein Viertel der Befragten denken kritisch über die Batteriealterung ihres Elektrofahrzeugs nach, wobei die Bedenken eher bei den Non-Premium-Marken vorzufinden sind. Je exklusiver das Fahrzeug, desto höher das Sicherheitsgefühl.


Chance für die Werkstätten als Mobilitätsdienstleister

Langfristig erwartet USCALE, dass das Qualitätsniveau der Elektroautos deutlich steigt und BEVs eines Tages seltener in die Werkstatt müssen als Verbrenner. Werkstattbetriebe werden also langfristig weniger Arbeit haben. Aber gleichzeitig ergibt sich hier die Chance sich als Mobilitätsdienstleister zu etablieren. BEV-Fahrer haben andere Ansprüche als die klassischen Verbrenner-Kunden. Sie erwarten beispielsweise neue Services wie das Vollladen beim Werkstattaufenthalt oder Elektroautos als Ersatzwagen zur Überbrückung der Wartezeit. Ebenso tritt die Hilfestellung in Form eines Hotline-Angebots immer mehr in den Vordergrund, da BEV-Besitzer eher schnell zum Mobiltelefon greifen, um eine schnelle Hilfestellung zu bekommen. Batterie-Checks, Service-Hotlines, Software-Updates und andere digitale Dienste gewinnen zukünftig mehr an Bedeutung und bieten den Werkstattbetreibern die Möglichkeit, ihre Kundenbindung auch zukünftig erfolgreich voranzutreiben.



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