IAA 2025: IT'S ALL ABOUT MOBILITY ?
- Johannes Haas
- 17. Sept.
- 6 Min. Lesezeit

Bereits zum 3. Mal gastierte die IAA - ehemals Internationale Automobil-Ausstellung - nun in der bayerischen Landeshauptstadt, veranstaltet vom VDA (Verband Deutscher Automobilhersteller). Der Veranstalter berichtet von einem respektablen Erfolg: 750 Aussteller aus 37 Ländern, mehr als 500.000 Besucher, auf dem Summit stieg die Fachbesucherzahl um 13 % im Vergleich zum letzten Mal. Schon 2021 und 2023 waren wir vor Ort und hatten berichtet, durchaus auch mit einem Fragezeichen. Seither hat sich in der deutschen Automobilindustrie so einiges getan und dennoch wird - immer noch - über die richtige Strategie zur Transformation der wichtigen deutschen Industrie diskutiert. Während einige, wie der Mercedes-CEO Ola Källenius laut die Verschiebung oder gar Aussetzung des von der EU beschlossenen sogenannten "Verbrenner-Verbots" fordern und auch Spitzenpolitiker aus Bayern weiterhin von einer angeblich notwendigen "Technologieoffenheit" faseln, bringen andere Chefs von europäischen Herstellern (Audi, Polestar) klar zum Ausdruck, dass es solches nicht braucht und auch keine "Hilfe" seitens der Politik nötig seien.
Dabei zeigt sich, dass die wichtigste Aufgabe der Politik auch hier ist, für klare, stabile und transparente Rahmenbedingungen zu sorgen. Diese gibt es nun bereits seit einigen Jahren und offenbar haben sich einige eher schlecht, andere besser hierauf ausgerichtet. Klar ist: Ab 2035 dürfen in der EU nur noch emissionsfreie Fahrzeuge neu zugelassen werden, gleich auf welcher Technologie sie basieren. Stand heute ist dies für PKW eindeutig der batterieelektrische Antrieb, dessen Möglichkeiten sich in den letzten Jahren rasant verbessert haben und weiter werden. Im Vorfeld eines EU-Autogipfels machte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen daher klar: „Anfang des Jahres haben wir der Industrie mehr Flexibilität eingeräumt, um die Ziele für 2025 zu erreichen, jetzt bereiten wir die Überprüfung für 2035 vor und respektieren dabei den Grundsatz der Technologieneutralität. Egal, was passiert, die Zukunft ist elektrisch.“
Und wenn man sich die überwiegende Mehrzahl der Aussteller ansieht, so gilt dies bereits heute, dann fast alle ausgestellten Neuheiten sind Elektrofahrzeuge. Starten wir also den Rundgang, beginnend am Königsplatz. Die Überschrift am dortigen Stand des Bundesministeriums für Verkehr lautete immerhin ganz neutral "Neue Mobilität".
Teil 1 - Open Space
Der kostenfrei zugängliche Freiluftbereich der IAA Mobility in der Münchener Innenstadt, der sogenannte "Open Space", ist grundsätzlich eine tolle Sache - bei Sonnenschein wie 2021 und 2023. Leider nicht so sehr dieses Jahr oftmals im Münchner Schnürl-Regen. Wie in den Vorjahren zogen sich die Stände der Aussteller durch die gesamte Innenstadt und man musste schon mindestens 10.000 (ehre 15.000) Schritte investieren, um alles zu sehen. Doch obwohl die hiesigen Besucher wohl nicht so wetterfest sind wie beim Wacken Open Air, hielten erstaunlich viele durch und standen teilweise lange mit Regenschirm an.
Audi punktet mit neuer Studie "Concept C"
So z. B. am Audi-Stand auf dem Wittelsbacherplatz, um einen Blick auf die Studie des “Concept C” werfen zu können. Diese erinnert zwar ein wenig an den Audi TT, zeigt aber eine klare Kante. Das Konzeptfahrzeug öffnet sich sogar - ähnlich einem Targa - auf Knopfdruck und wird zum Cabrio. Für mich klares Highlight des heutigen Tages und hoffentlich auch bald im echten Leben auf der Straße.
Porsche und VW präsentieren mehr Schein als Sein
Gegenüber von Audi fand sich wieder die Konzernschwester Porsche mit einem der auffälligsten Stände: ein begehbares Porsche-Logo, darin bekannte Fahrzeuge. Der Fokus lag eher auf Merchandise. Dies bestätigt den Eindruck, dass man momentan ziemlich richtungslos unterwegs ist. Verbrenner, BEV, 911 Turbo oder Taycan? Schade eigentlich, denn die Marke weckt immer noch viele Emotionen und begeistert klein wie groß.
Auch die Konzernmutter VW hat wieder einen riesigen Stand am Odeonsplatz/Ludwigstraße, zeigt dort als Highlight aber nur den ID.Cross. Wo finden sich der ID.2 oder der soeben präsentierte ID.Polo? Vielleicht dann in den Messehallen?
Weiter hoch entlang der Ludwigstraße fanden sich weitere - kleinere oder auch größere, teils überdachte - Stände verschiedener Hersteller.
Und was zeigen die anderen deutschen Hersteller?
Highlights bei BMW und Mercedes waren die neu vorgestellten Mittelklasse-SUV iX3 und GLC, die auch viele Blicke der Besucher auf sich zogen. Auch wenn die technischen Daten wie Ladegeschwindigkeit und Reichweite endlich zu den führenden asiatischen Herstellern aufschließen können, bleibt dennoch der Eindruck eines eher biederen "schon mal gesehen" statt "Wow". Auffälligste Neuerungen waren jeweils die Frontpartien, sei es die (endlich) wieder kleinere BMW-Niere oder der futuristische Mercedes-Grill. Überraschend und enttäuschend, aber vor allem der trotz beachtlicher Außenmaße sehr eng geratene Innenraum, insbesondere für die Fonds-Passagiere.
Polestar gelingt mit dem Modell 5 ein starker Auftritt
Mit einer Weltpremiere trumpfte der schwedisch-chinesische Premium-Anbieter Polestar auf: Aus der mutigen Vision von 2020, dem Polestar Precept, wurde nun Realität: Der Polestar 5. Es gibt ihn in zwei Versionen: Den Dual Motor und den Performance, beide mit Allradantrieb, leistungsstark, mit ordentlich Reichweite und herausragender Schnellladefähigkeit dank 800-V-Architektur. Und: analog zum Polestar 4 ohne Heckfenster, dafür mit Kamera-Rückspiegel. Wird er zur ernsthaften Konkurrenz für Audi e-tron GT und Porsche Taycan? Wir sind gespannt auf die erste Probefahrt im Frühjahr 2026!
Chinesische Automarken zeigen starke Präsenz
Auf der IAA Mobility 2025 in München zeigten chinesische Marken wie BYD, Chery, Xpeng, Leapmotor, Changan und Avatr ihre Stärke. Die Hersteller zeigten eine Vielfalt an Modellen, von Elektroautos und Plug-in-Hybriden bis hin zu SUVs und Kombis, oft mit Fokus auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, um auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen.
BYD
präsentierte den Familienkombi Seal 6 DM-i und den günstigen Dolphin Surf. Ab Ende 2025 startet die e-Auto-Produktion in Ungarn, um Strafzölle zu umgehen.
Xpeng
zeigte die überarbeitete P7 Limousine und Pläne für futuristische Technologien, inklusive Elektro-Fluggeräte und Roboter.
Leapmotor
stellte den B05 vor, der ab zweites Quartal 2026 auf Europas Straßen kommen soll.
Changan & Deepal
nutzt die Messe für den Deutschlandstart ihrer e-SUVs S07 und S05.
Avatr
präsentierte Serienmodelle und ein neues Concept Car im oberen Premiumsegment.
Nio
setzt mit der neuen Submarke Firefly einen weiteren Schritt auf dem deutschen Markt, wobei das Cityauto bei knapp 30.000 Euro startet.
Teil 2 - Messehallen nur für Fachbesucher attraktiv
Nach dem Rundgang durch die 5 ½ Messehallen lässt sich ein klares Fazit ziehen: Der sogenannte IAA Summit richtet sich ausschließlich an das Fachpublikum, denn hier fanden sich nur wenige (neue) Fahrzeuge, dafür aber eine große Zahl an Zulieferern, die an der Zukunft des Automobils arbeiten.
Vor allem Software- und AI-Unternehmen aus der ganzen Welt zeigen innovative Lösungen für die Sicherheit und Infotainment, seien es LIDAR-Systeme, Headup-Displays und Cockpit-Lösungen, aber auch Bildschirme und sogar Kinoleinwände für die Passagiere in den hinteren Reihen. Ebenso finden sich Anbieter von Drivetrains und Range Extender-Technologien.
(Neue) Modelle fanden sich vor allem auf den Ständen der asiatischen, vorwiegend chinesischen Marken, von denen der “Durchschnitts-Käufer” oft noch nie gehört hatte. VW zum Beispiel hatte den neuen ID.Polo am heutigen Tag schon wieder aus den Messehallen entfernt.
Die vielen kleinen Stände, gerade auch in den Startup-Areas, bleiben hingegen überwiegend leer, was durchaus schade war. Gerade im LEV-Bereich wurden hier durchaus interessante Konzepte für die Mobilität von morgen gezeigt.
Das Elektromotorrad ist gefragter denn je: Weltpremieren und Design-Highlights
Die neuen Kabinenroller - eine Mischung aus wettergeschütztem Motorrad und Microcar - waren ein attraktives Highlight urbaner Mobilitätskonzepte, über die wir noch gesondert
berichten werden.
Die Premiere des XYTE One, einem Microcar mit drei Rädern, das wettergeschützt und ohne Helmpflicht unterwegs ist, zeigt: Urbaner Raumumbau ist im vollen Gange.
Auch die Prototypen von project urban 2/3 auf zwei bzw. 3 Rädern zeigen, wie neue Mobilität auch aussehen kann, insbesondere beim Modell 3W Cell mit Überdachung.
Ein weiterer Hingucker war die Weltpremiere der BMW C1 Designstudie. Das ikonische Original aus den frühen 2000er Jahren wird hier neu interpretiert, um urbane Mobilität sicherer und zukunftsfähiger zu gestalten. Man wird sehen, ob es in Serie geht.
Für die breite Öffentlichkeit lohnte sich somit ein Besuch des "Summit", für den ja auch Eintritt gezahlt werden musste, eher nicht.
Unsere abschließende Bewertung der IAA Mobility:
Für uns stellt sich daher die Frage, wofür die IAA künftig eigentlich stehen will. Die moderne Schreibweise mit “IT’S ALL ABOUT MOBILITY” zeigt zwar, dass es eben um “alles rund um die Mobilität” gehen soll, aber damit versucht man einen Spagat, der häufig Ratlosigkeit erzeugt. Von einer Leistungsschau der deutschen (und internationalen) Autohersteller, für die der VDA als Ausrichter ursprünglich stand, ist man heute jedenfalls weit entfernt.
Nach dem Aus anderer Automessen wie dem Genfer Autosalon wäre man vielleicht mit einer Rückbesinnung auf die Anfänge gut beraten. Noch vor 10 Jahren drängelte sich (in Frankfurt) das Publikum in den wettergeschützten Messehallen und bestaunte die neuesten Fahrzeuge, bevor sie in den Showrooms der Händler standen. Der große Andrang rund um die wenigen Neuheiten wie dem BMW iX3 oder dem Mercedes GLC zeigt aber, dass hieran nach wie vor großes Interesse besteht.
Bedauerlich war jedoch, dass die zahlreichen kleineren Stände, insbesondere in den Startup-Bereichen, größtenteils wenig Aufmerksamkeit erhielten. Dies ist umso bedauerlicher, als gerade im Bereich der Leichtfahrzeuge (LEV) durchaus vielversprechende und innovative Mobilitätskonzepte für die Zukunft präsentiert wurden, die mehr Beachtung verdient hätten.



























































































