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  • AutorenbildMichael Brecht

Laden auf der Langstrecke in den Sommerferien


Drei e-Autos stehen an Ionity Ladesäulen im Sommer und laden Strom.
Bild: Michael Brecht

Mit der Zunahme an Elektroautos auf europäischen Straßen stellt sich die Frage, ob die Anzahl an Ladestationen im Sommer ausreicht, um den Urlaubsverkehr störungsfrei abwickeln zu können. Denn wer die Probleme an europäischen Flughäfen verfolgt, der meidet – sofern möglich - die Reise mit dem Flugzeug in diesem Jahr. Es bleibt der internationale Reiseverkehr mit dem Zug, doch das ist mit Kind und Kegel nicht jedermanns Sache.

55 Prozent aller schnellen, europäischen Ladestationen befinden sich in drei Ländern: Deutschland, Niederlande und Frankreich. Bei diesen Schnellladern handelt es sich um öffentlich zugängliche Ladestationen mit mindestens 150 kW an Ladekapazität. Hier lädt das elektrische Fahrzeug in der Regel in 10-20 Minuten so viel Strom, dass die Weiterfahrt über mehrere Hundert Kilometer gesichert ist.


Der Ausbau von Schnellladern in Europa wächst

Wer die Situation an Deutschlands Autobahnen kennt, der weiß, dass es auch hierzulande eng werden kann. Stand April 2023 gehört der Anbieter Tesla nach einer Statistik der Bundesnetzagentur mit knapp 2.000 Schnellladern zwar zu den Top 5 Betreibern unter den knapp 16.000 Schnellladern in Deutschland, doch ist deren Zugang längst nicht überall für Fahrer aller Elektroautomarken geöffnet. Mit EnBW, Pulse (Aral / BP) und Ionity expandieren weitere Anbieter recht aggressiv vor allem an den Fernstraßen. Sie kämpfen mit den teils abstrusen Komplexitäten beim Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland. Das Quasi-Monopol von Tank und Rast an deutschen Autobahnen erweist sich bislang eher als Bremser denn als Antreiber, wenn es um den Ausbau der Ladeinfrastruktur an deutschen Autobahnen geht.

In Europa geben Ionity (mehr als 2.500 Schnelllader) und Fastned den Takt an, doch auch hier wird gerade einmal vor allem das bestehende Netzwerk an Stationen erweitert. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kartensysteme in den Fahrzeugen nicht immer sauber den Weg zum nächsten Schnelllader zeigen. Ein Beispiel: als ich nachts im Süden Frankreichs mit meinem Tesla einen Ionity Schnelllader anfahren wollte, so führte mich mein Navigationssystem über eine Seitenstraße an die Ladestation, die sich auf einem Autobahnrastplatz befand. Das Tor zum Rastplatz war verschlossen, keine Chance an die Ladestationen zu kommen. Der Grund dafür lag im fehlenden Zugang an die Französischen Autobahnen von außen, da man befürchtete, sich um die Gebühr (Péage) hätte drücken zu wollen. Mein Tesla zeigte mir den Weg zu den meisten Ionity Stationen über externe Straßen an, recht mühsam das Ganze.


Sechs elektrische Autos stehen an einer Ladestation parkend und laden Strom
Lademöglichkeit abseits der Autobahn / Bild: Michael Brecht

Europäisches Laden in den Sommerferien: gut bis ausreichend

In Spanien wiederum gibt es keine Ladesäulen an Autobahnraststätten und so werden kleinste Dörfer urplötzlich zu einem Lade-Hotspot für die EV-Fahrer. Leider versteht man in Spanien unter Schnellladern Systeme ab einer Ladeleistung von 50 kW – zügiges Laden ist damit leider nicht so richtig möglich. Die meisten Ladesäulen im Land werden von Endesa und Iberdrola betrieben, diese arbeiten recht gut im Roaming mit bekannten Apps und Ladekarten wie EnBW und Shell (Recharge) zusammen.

In Italien spiegelt sich das wirtschaftliche Gefälle auch in der Ausstattung an Schnellladern wider. Und während die Versorgung entlang der Brennerautobahn bis hinunter nach Mailand wirklich erstklassig ist, so wird es mit den Ladestationen südlich von Rom geradezu abenteuerlich. So wird das Laden in den Sommerferien zur Schnitzeljagd. Doch Abhilfe ist in Sicht: Der große italienische Energieversorger Enel X kündigte an, das Schnellladenetz auf Italiens Fernstraßen weiter aufzubauen. Im Nachbarland Kroatien sind vor allem die Nutzer von Ionity App/Karten gut versorgt, entlang der Autobahnen lässt sich hier gut nachladen.

Und wer in Richtung Nordeuropa unterwegs ist, der hat ohnehin keine Probleme einen Schnelllader zu finden. In Dänemark, Schweden und im Elektro-Vorzeigeland Norwegen sind die Schnellladestationen reichlich vorhanden. Einzig der inzwischen sehr hohe Anteil von Elektroautos macht mancherorts das Warten auf einen Platz an einer Station nötig. Doch auch hier gilt, dank guter Warteplätze und geregelter Warteschlangen vergeht diese Zeit wie im Flug.

Keine Frage – es ist noch viel zu tun, wenn es um die europaweite, flächendeckende Versorgung mit Schnellladern geht. Aber es sind seit dem letzten Jahr schon Fortschritte erkennbar. Nur leider steigen die Anzahl der Ladepunkte momentan nicht im gleichen Maße wie die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen.

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