Mit dem Auslaufen des Umweltbonus am Ende des Jahres 2023 steht Deutschland vor einer Herausforderung: Wie können nachhaltige Anreize geschaffen werden, um den Übergang zu emissionsfreien Fahrzeugen weiter voranzutreiben? Eine Abwrackprämie für 2024 könnte einen neuen Anstoß geben. Die kürzlich veröffentlichte Studie „Cleaning up Germany’s Vehicle Stock“ des International Council on Clean Transportation (ICCT) untersucht verschiedene Strategien zur Reduzierung von Emissionen im Pkw-Bestand und bietet wertvolle Erkenntnisse darüber, wie eine neue Abwrackprämie zu den Klimazielen beitragen könnte.
Rückblick auf den Umweltbonus: Erfolg und Ende 2023
Der Umweltbonus, der 2016 eingeführt wurde, half, die Elektromobilität in Deutschland voranzubringen. In seiner letzten Phase umfasste er Zuschüsse von bis zu 4.500 Euro für Elektroautos. Doch seit Januar 2024 entfallen diese Prämien. Mit dem Wegfall der BAFA-Prämie sinkt der Absatz von Elektrofahrzeugen und somit ist das Ziel, die CO₂-Emissionen im Verkehr massiv zu senken, gefährdet.
Die ICCT-Studie zeigt auf, dass Förderlücken erhebliche Auswirkungen auf die Marktentwicklung und die Reduktion von Treibhausgasemissionen haben können.
Auswirkungen des Umweltbonus-Endes auf den e-Automarkt
In Deutschland sind nach wie vor 90 % der etwa 49 Millionen Pkw mit Benzin oder Diesel betrieben. Die Studie prognostiziert, dass das Ende des Umweltbonus den Anstieg der Elektromobilität verlangsamen könnte, was das Klimaziel einer 60-prozentigen Emissionsreduktion bis 2030 zusätzlich erschwert. Fördermaßnahmen wie eine neue Abwrackprämie könnten diesem Trend entgegenwirken und die Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge beschleunigen.
Was ist die Abwrackprämie?
Die Abwrackprämie ist eine staatliche Förderung, die darauf abzielt, ältere, umweltschädliche Fahrzeuge aus dem Verkehr zu ziehen und durch emissionsärmere oder emissionsfreie Autos zu ersetzen. Der Anreiz besteht meist in einer finanziellen Unterstützung, die beim Kauf eines neuen, umweltfreundlicheren Fahrzeugs gewährt wird, wenn das alte Fahrzeug verschrottet wird.
Die ursprüngliche Abwrackprämie wurde 2009 in Deutschland eingeführt, um die Automobilindustrie zu stützen und die Umweltemissionen zu senken. Insgesamt wurden zwei Millionen Autokäufer mit jeweils 2.500 Euro gefördert. Hunderttausende Altwagen landeten in der Schrottpresse. Ein ähnliches Programm könnte 2024 wieder eingeführt werden, um die Klimaziele zu erreichen.
Abwrackprämie 2024: Eine mögliche neue Förderung?
Autofahrer, die ihren Verbrenner zugunsten eines neuen e-Autos abschaffen, sollen einen Bonus von 6.000 Euro erhalten, so der Vorschlag von SPD Wirtschaftspolitikern auf dem von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck einberufenen Autogipfel im September 2024. Eine gezielte Abwrackprämie könnte in Deutschland helfen, ältere und emissionsstarke Fahrzeuge gegen emissionsarme Alternativen auszutauschen. Die Studie zeigt, dass bei einer Förderung, die sich auf Dieselautos ab 15 Jahren und Benziner ab 25 Jahren konzentriert, eine Einsparung von bis zu 11 Millionen Tonnen CO₂ erreicht werden könnte. Eine solche Prämie könnte somit 14 % der Emissionen des deutschen Pkw-Verkehrs kompensieren und einen entscheidenden Beitrag zur Klimaneutralität leisten.
Neben den CO₂-Einsparungen weist die Studie auch auf gesundheitliche Vorteile durch eine Reduzierung von Stickoxiden und Feinstaub hin. Diese Schadstoffe, insbesondere aus älteren Diesel-Pkw, sind mit Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen verbunden, sodass ihre Reduktion auch die Gesundheitskosten senken könnte.
Vergleich zur Abwrackprämie 2009: Kann das Konzept erneuert werden?
Im Vergleich zur Abwrackprämie 2009, die vor allem als Konjunkturmaßnahme diente, legt die ICCT-Studie den Fokus auf die Emissionsreduktion und ökologischen Nutzen. Das Konzept der Prämie von 2009 wurde in der Studie daraufhin analysiert, wie die neue Prämie stärker zur Emissionsreduktion beitragen kann. Die Einführung klarer Kriterien, wie Alters- und Schadstoffgrenzen, könnte die Effizienz der Prämie maximieren und sicherstellen, dass sie kosteneffizienter ist als andere Maßnahmen, wie etwa e-Fuels.
Fazit: Zukunft der Förderung und mögliche Maßnahmen
Die Klimaziele erfordern, dass Deutschland rasch emissionsarme Technologien einführt. Eine wichtige Rolle dabei könnte die Abwrackprämie 2024 spielen, indem sie gezielt ältere Diesel- und Benzinfahrzeuge ersetzt. Die Studie unterstreicht, dass eine kombinierte Strategie – bestehend aus Prämien, Verkehrsverlagerung und öffentlicher Förderung – die besten Ergebnisse für Klima und Gesundheit bringen könnte. Allerdings würde diese nach Kalkulationen des ICCT rund 35 Milliarden Euro kosten, deren Finanzierung vor dem Hintergrund der aktuellen Konjunktur und Kassenlage des Bundes fraglich ist. Deutschland steht somit vor der Aufgabe, seine Fördermaßnahmen zukunftsfähig zu gestalten, um sowohl die Klimaziele zu erreichen als auch wirtschaftlichen Interessen gerecht zu werden.